Trainingsinhalte des modernen Karate

Allgemein:

Ursprünglich waren das Training des Geistes, des Charakters und der inneren Einstellung die Hauptziele des Karate. Im modernen Karate werden Körper und Geist gleichermaßen trainiert. Bei Letzterem versteht man die Vervollkommnung der inneren Reife jedes Einzelnen. Neben Konzentration, Koordination und schnellem Denken werden die Werte wie Respekt, Höflichkeit, Würde und Bescheidenheit vermittelt. Das körperliche Training befasst sich mit der Abhärtung des Körpers. Hier werden unter anderen Stärke, Gelenkigkeit, Geschwindigkeit und Ausdauer gefördert.

Das Karatetraining baut auf drei großen Säulen auf, dem Kihon, dem Kumite und der Kata.

 

Kihon:

Unter Kihon versteht man die Grundschule oder Basis der grundlegenden Karatetechniken. Alle Techniken werden immer und immer wieder geübt und dabei verbessert. Dies kann kraftvoll und schnell, aber auch locker und langsam geschehen. Die Bewegungsabläufe der einzelnen Techniken werden dabei in ihre Bestandteile zerlegt und es wird versucht, die Ideallinie der Bewegung zu finden. Wichtig ist, dass jede Technik mit der Zeit in Fleisch und Blut übergeht und reflexartig abrufbar ist, da im Kampf keine Zeit zum Nachdenken und Planen bleibt. Sehr gut lässt sich hier auch das sogenannte "Kime" üben, das Ein- und Ausatmen in Verbindung mit der maximalen Anspannung des ganzen Körpers.

 

Kata:

Unter dem Begriff Kata ("Form") versteht man einen Kampf gegen mehrere imaginäre Gegner. Sie besteht aus einer längeren Abfolge von Grundschultechniken, die eine feste Reihenfolge ("Embusen") besitzen. Das Katatraining setzt sich aus vier Elementen zusammen. Das Bunkai ist die Zerlegung und Analyse der einzelnen Bewegungen einer Kata um deren Bedeutung zu verstehen. Es wird heute meistens in Verbindung mit dem Oyo ("Anwendung") am Partner trainiert. Die eher unbekannten Elemente der Kata sind Henka ("Variation") und Kakushi ("versteckt"). Ersteres befasst sich mit den Ausführungen und Motivationen des einzelnen Kämpfers, da die Kata eines jeden Karatekas sich, durch Akzente und Krafteinsatz, von den anderen unterscheidet. Es gibt niemals eine Kata die genauso aussieht wie die andere. Als letztes gibt es noch Kakushi. Es befasst sich mit den unterschwelligen und unsichtbaren Inhalten der Kata. Dies sind Techniken die nur mit sehr großer Reife und Erfahrung oder nach Anweisung eines Meisters erlernt und gedeutet werden können. Früher wurden sie erst ab dem 4. DAN unterrichtet, da man ab diesem Zeitpunkt als technischer Meister bezeichnet werden konnte.

 

 

Kumite:

Kumite bedeutet übersetzt "verflochtene Hände" und meint den Übungskampf gegen einen Gegner. Vorrausetzungen für das Kumite sind das richtige Verstehen und Einüben der Grundtechniken aus Kihon und Kata. Erst wenn die Ausführung der Bewegung in ihrer Grundform begriffen wurde, können diese im Kumite angewandt werden. Denn hier entsprechen die Techniken nicht ihrer vorgeschriebenen Form, sondern sind meistens verkürzt um überraschende Angriffe durchzuführen. Als Verteidigungstechniken werden hauptsächlich Arm-Blocktechniken verwendet. Die meisten Techniken werden nach vorherigem Ausweichen oder in Verbindung mit Schritt- oder Gleitbewegungen durchgeführt. Eine Blocktechnik kann aber auch als Angriffstechnik benutzt werden, vorausgesetzt der Angriff wird im Ansatz mit einer Abwehrbewegung oder einem Gegenangriff (=> "deai" = "Begegnung") gestoppt. Dies erfordert aber ein sehr gutes Auge und blitzschnelle Reaktion. Auch im Kumite gibt es Untergliederungen. Im Yakusoku-Kumite sind alle Angriffs- und Abwehrtechniken abgesprochen. Beim Jiyū-Kumite ("freies Kumite") werden Verteidigung und Angriff frei gewählt, teilweise ohne Ansage oder Bekanntgabe. Hier werden Timing, Distanzgefühl, selbstbewusstes Auftreten, sichere Kampfhaltung, schnelle und geschmeidige Techniken, intuitives Erfassen, ein geschultes Auge und Sicherheit in Angriff, Abwehr und Konter trainiert. Im Randori ("freies Üben") soll der Übende ein Gespür für den Fluss des Kampfes bekommen. Dabei ist es nicht wichtig um jeden Preis zu Treffen oder einen Angriff abzuwehren, sondern hier wird Wert auf das spontane Handeln in einer unvorhersehbaren Situation gelegt. Als letzte Form gibt es den Freikampf. In diesem wird eine reale Selbstverteidigungssituation imitiert. Geübt wird diese meistens mit Schutzkleidung.